Individuelle Baikalsee-Reise

Baikalsee - Erfahrungen einer individuellen Reise

Rau, hart, unversöhnlich, abweisend-kalt, so zeigt sich der Baikalsee im Regen mit vom Boden hinaufkriechenden Nebel, stinken Matschpfützen auf ungeteerten Straßen auf der Insel Olchon.

Die Klippen stürzen ins Wasser, die streunenden Hunde suchen in Touristencafés Unterschlupf und betteln die Gäste um Essen an. Ich hardere mit unserer Wahl zu zelten, auf einem Zeltplatz ohne fließendem Wasser, Plumpsklo und Outdoorküche.

Zeltplatz Camping Zara Baikalsee

Doch bereits am nächsten morgen kitzelt mich ein Sonnenstrahl wach, die Lehmpisten sind getrocknet und der Baikalsee , auch die Perle Sibiriens genannt, schimmert in allen Blaufarben. Er ist so klar, dass man bis in 43 m Tiefe blicken kann, als größter Süßwassersee der Welt beherbergt er nicht nur die einzige Süßwasserrobbenart, Nerpa, der Welt, ist bis zu 1642 m tief, sondern versorgt auch Sibirien mit Trinkwasser.

Er enthält 20 % der Süßwasserrresserven der ganzen Erde. Jährlich gräbt sich das Wasser etwas tiefer in den Boden ein, der Baikalsee verbreitert sich zusätzlich um ca. 2 cm im Jahr; Wissenschaftler gehen davon aus, dass hier ein neuer Ozean im Entstehen begriffen ist. Töchterleins Fanatasie hüpft vor Freude, als sie erfährt, dass bereits Dinosaurier aus dem vor ca. 25 Millionen Jahren entstandenen Baikalsee tranken.

Süßwasser Ozean Baikalsee

Mitten in Sibirien gibt es keine Komfortzone, so auch am Baikalsee: die Temperatur schwankt von heißen 25 auf etwa 10 windige Grad tagsüber während unserer Reisezeit. Über 30 verschiedene Winde führen zu abrupten Wetteränderungen mit bis zu 6 m hohen Wellen auf der Mitte des Sees. Im Winter ist der auf über 1 m Dicke zugefrorene See für Autos befahrbar. Der öffentliche Verkehr zur Insel Olchon besteht nur die drei Sommermonate im Jahr.

Die Einheimischen sind wortkarg, ehrlich und direkt. Hier gibt es keine falschen Höflichkeiten, in Restaurants keine Tischsitten, Beilagen und Messer, dafür reichlich Vodka, Fleisch und überwiegend russische Touristen. Höflichkeitsfloskeln werden lautlos gemurmelt, dennoch finden wir immer Hilfe, wenn wir sie brauchen und liebe Menschen, die ihr Schuldeutsch an uns ausprobieren. Wir lachen gemeinsam über unser kaum vorhandenes Russisch.

Den regnerischsten Tag verbringen wir im winzigen, liebevoll gestalteten (Heimat-) Museum Baikal direkt an der nahezu vierspurigen, ungeteerten Hauptstraße, bevölkert von Bullis und Kühen.

Außerhalb der Stadt gibt es unbefestigte Wanderwege parallel zur Hauptstraße; Taxen, fliegen, schliddern und rutschen lieber hier, denn die Hauptstraße sei zu holprig. Unser Fahrer lacht uns mit schwarzen Zähnen listig an, Töchterlein quietscht vor Vergnügen auf dem Beifahrersitz, ich reibe mir verstohlen meinen angeschlagenen Kopf: Immerhin kostet die einstündige Taxifahrt von dem Fähranleger genau soviel wie das Schnellbootticket., das uns von Listwjanka, gegenüber des Port Baikal, an dem einzigen Abfluss des Baikalsees des Angara gelegen, in 3,5 h nördlich auf die größte Insel Olchon bringt.

Schon die einstündige, im Preis inkludierte Busfahrt von Irkutsk an den Hafen bringt Töchterleins Magen an seine Grenzen, die Straße gleicht einer Achterbahn. Wir fahren mit VRSP Tours für 3500 Rubel pro Person. Der Preis ist hoch, dementsprechend treffen wir erstmals in Russland andere deutsche Touristen.

Busfahrt Fähre Baikalsee

Wir entscheiden uns für die 300 km lange, fünf stündige Minibusreise mit kurzer Fährfahrt zurück nach Irkutsk zu einem Viertel des Preises. Und sehen so noch Teile des westlichen Baikalufers während wir den wummernden Klängen von Modern Talking lauschen.

In Kuzhir entdecken wir eine Schaukel, mit Seilen so lang wie bei einer Schiffschaukel. Töchterlein vergnügt sich, findet knochige Tierschädel und rettet sich vor einem Bullen, während wir uns mit einer chinesischen Reisegruppe durch den einzigen größeren Supermarkt mit Weinsortiment schieben.



Amalia Schaukel Baikalsee

Wir ernähren uns von Baikalfisch Omul - eine Lachsart oder dem forellenartigen Charius, gekocht, geräuchert. Das Essen ist schmackhaft, deftig und günstig, so essen wir uns die Speisekarte rauf und runter für circa 10 Euro zu dritt. Bestellt wird an der Theke des Restaurants, indem wir uns durch die einzige russische, manchmal chinesische und selten englische Speisekarte quälen, die Blicke der hungrigen, Schlange stehenden anderen Restaurantbesucher im Nacken. Wir zahlen direkt und suchen uns ein Plätzchen, genießen den Baikalkräutertee und den Instantkaffee, das Kartenspiel lohnt sich kaum auszupacken, so schnell werden wir bedient. Genauso schnell wird auch gegessen, entsprechen hoch ist der Turnover in den Restaurants.

In Kuzhir, der einzigen Stadt auf Olchon finden wir alles: ein kleines Laden-Magazin zum Brot, Wasser und russische Bonbons kaufen, eine Apotheke, in der man auch Geld abhebt, da es keinen Geldautomaten gibt, Tret-, Ruderboote und Kanus, ein Weinsortiment und jede Menge Sand.

Wir bauen im 16 °C kalten Baikalsee Burgen, Tauchbuchten und Sandkuchen. Wir Mädels gehen schwimmen. Wild campen ist hier erlaubt und beliebt, stille Buchten finden sich en masse, sinkende, rostende, havarierte Schiffswracks ebenfalls.

Schiffswracks Kuzhir Baikalsee

Der Schamanenfelsen am Cape Burkhan nahe Kuzhir mit seinen kleinen Sand und Kiesbuchten ist zwar hochfrequentiert, jedoch auch wunderbar bunt und ein wahres Kletterabenteuer. Überall liegen Geldstücke, Reis und Milch, wunderschöne Tiergestalten wurden aus Baumstämmen erschaffen.

Cape Burkhan Baikalsee

Wir beschlagnahmen ein kleines, verlassenes Baumhäuschen mit Meerblick und lassen die Beine und die Seele baumeln. Ich bin versöhnt und froh, diesen Fleck Erde kennenlernen zu dürfen.

Individualreise Baikalsee

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Hi, ich bin Jenny. 3-fach Mama und Kinder-Ernährungsexpertin. Ich liebe gutes Essen, aber hasse es, kompliziert zu kochen. Daher findest du auf meinem Foodblog schnelle und einfache Rezepte für Kinder und die ganze Familie.

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