Reisebericht Ulan Ude (Burjatien)

Die erste Eimerdusche der Weltreise
Während ich diesen Text schreibe, genieße ich den Ausblick aus dem vierten Stock und koche Wasser. Nicht für Kaffee, sondern für meine Dusche: warmes Wasser gibt es im Sommer in diesem Hochhaus unserer Gastfamilie nicht. So komme ich in den Genuss der ersten Eimerdusche der Weltreise, bei weitem nicht die letzte.Messer und Waschbecken gibt es nicht
Wie in vielen russischen Wohnungen gibt es kaum Messer in der Küche (gegessen wird mit Gabel und Löffel) und kein Waschbecken im Bad, Zähne putzen und Hände waschen wird in der Badewanne erledigt. Aber erstmals in Russland ist das Leitungswasser trinkbar, laut unseren Gastgebern und unserem Bauchverträglichkeitstest.Couchsurfing
Den ersten Abend verbringen wir zu viert: Töchterlein, Musikermann, ich und die sechsjährige Tochter des Hauses während unsere Gastgeber auf einer Hochzeit eingeladen sind. Ein großer Vertrauensbeweis, der uns ehrt. Die Gasteltern sind beide Rechtsanwälte, eine weit über dem Durchschnitt gebildete, burjatische Familie.Burjatische Kultur
So lernen wir die Kultur der Burjaten kennen, einem Volk, das sich über Russland und die Mongolei erstreckt. Wunderschöne, tief bewegende, herrliche Eindrücke gibt es in diesem, unbedingt sehenswertes Video über Burjatien:Wegscheide der tranmongolischen Eisenbahn
In Ulan-Ude, der Hauptstadt Burjatiens, an der Uda gelegen, zweigt die transmongolische Eisenbahnstrecke nach Ulan-Bator und weiter nach Peking ab.Sehenswürdigkeiten in Ulan Ude
Den Mittelpunkt der Stadt bildet der Sowjetplatz mit dem überdimensionierten, 5 m hohen Leninkopf aus Granit. Ursprünglich gehörte er 1971 zu der in Kanada lokalisierten Weltausstellung, nach deren Ende gab es keinerlei Interessenten und so beschloss Russland ihn nach Transbaikalien zu verfrachten.Flankiert wird der Platz von der Philharmonie, dem Triumphbogen und dem Schauspiel- und Opernhaus. Das Wasserspiel mit Musikuntermalung gibt uns die willkommene Abkühlung.

Die Sehenswürdigkeiten der Innenstadt erlaufen wir uns bequem zu Fuß, von dem Denkmal zum 2. Weltkrieg, dem Großen vaterländischen Krieg, durch die Fußgängerzone bis hin zum Denkmal für die Gefallenen für die Sowjetunion.
Einfach per Minibus Nr. 37 ist das ethnographische Freilichtmuseum in ca. 20 min von der Innenstadt zu erreichen, Töchterlein unterhält sich angeregt mit einem alten Herren, der stolz seine längst vergessen geglaubte deutsche Sprache hervorholt. Die schattigen, schön angelegten Hauptbereiche des Museums sind den verschiedenen ethnischen Gruppen in Transbaikalien gewidmet: wir bestaunen Sommer- und Winteryurten, russische Holzhausarchitektiur der vergangenen Jahrhunderte, Spitzyurten, verkleidet mit Birkenrinde oder Yakfellen und nebenbei noch die ein oder andere moderne Hochzeitsgesellschaft, die hier ihre Fotoshootings abhält.

Dem Zoobereich des ansonsten sehenswerten, weitläufigen und noch dazu nicht teuren, 1972 eröffneten ethnographischen Museum entfliehe ich jedoch: zu sehr schmerzt die Haltung der sibirischen Tiere, die meilenweit von artgerechter Haltung entfernt ist.
Burjatische Gastfreundschaft
Kurz strecke ich meine Kopf in die Küche, um mich um 21 Uhr abends in unser Gästezimmer/das Wohnzimmer ohne Tür zurückzuziehen, und direkt werde ich zu einem großen Kochevent gleich dort behalten: Wir kochen Booza / Pozy selbst und backen nebenbei russische Plini, Pfannkuchen, allerdings mit Kefir statt Milch/Wasser. So kommen wir in den unerwarteten Genuss einer Mitternachtsschlemmerei.
Morgens um 10 Uhr essen wir die genau gleiche Mahlzeit erneut, aus Gastfreundschaft biegt sich der Küchentisch unter dem reichen Angebot von Essen. Mein Magen und ich hoffen nun einige Stunden ohne Essen sein zu dürfen. So treffen wir liebe Freunde unserer Gastfamilie, ebenfalls mit kleinem Kind, und verbringen einen Familiensonntag zusammen, der schöner nichts ein könnte.
Ausflug zu einer buddhistischen Tempelanlage
Zunächst zeigen uns unsere Gastgeber ihren buddhistischen Tempel: eine prachtvolle, erst 10 Jahre alte Tempelanlage, gesäumt von zwei Stupas (Bauwerke für buddhistische Reliquien) und mehreren überdimensionierten Booza- (Teigtaschen-) Statuen.Jede der Stupas beherbergt über 100 Buddhas, welche jeweils einer burjatischen Familie gehören.

Wir zünden ein Teelicht in Gedenken an verstorbene, liebe Verwandte an und verbinden, nach buddhistischen Glauben, somit unsere Leben erneut miteinander.
Wir drehen Gebetsrollen und schicken somit abertausende von Gebeten gen Himmel, trinken geweihtes Wasser, spenden Kopeken, reinigen unseren Körper durch den Schlag der Goldglocke mitten im Blütenmeer des den Tempel umgebenden Garten und hängen eine buddhistische Fahne in den Wind. Sie zeigt ein geflügeltes Pferd, unsere Vornamen und Geburtsjahre und bringt unserer Familie mit jedem Windhauch, der sie zum Schweben bringt, positive Energie und Kraft.
Im Tempel selbst bestaunen wir die den Elementen geweihten, bunten Stupas und den 3 m hohen goldenen, sitzenden Buddha.
Der Opfertisch ist voller Räucherstäbchen, Reis und Geld.
Vor 1930 gab es zwei Dutzend buddhistische Gebetshäuser, Dugans oder auch Dazan genannt, sie fielen, genau wie die russisch-orthodoxen Kirchen, der sowjetischen Antireligiosität zum Opfer.
Besuch im Gänsesee
Wir runden den Tag mit einem Besuch im Gänsesee ab, 2 Autostunden südlich von Ulan-Ude, genießen wir Natur pur und Wildnis, wie ungefähr 1000 andere Wildcamper mit uns.Ohne Infrastruktur erschließen wir Touristen uns die schönsten Badebuchten, voller Fische, Sandstränden und bunten Luftmatratzen.

Um 23 Uhr beginnen wir das große Grillen, es gibt Fleisch und Fleisch und Fleisch und Kuchen und gegen 1 Uhr schläft Töchterlein erschöpft auf meinem Schoß ein. Doch die Nacht ist noch nicht zu Ende: Wir kaufen Bier, frisch in Plastikflaschen gezapft, und probieren uns durch die lokalen Sorten bevor auch wir Erwachsene aus dem festen, liebevollen und unendlich freundlichen Griff der Gastfreundlichkeit entlassen werden.
Mongolei – wir kommen
Ein letztes Mal steigen wir am folgenden Tag in einen russischen Zug, verabschieden uns von dem großen, weiten Land mit seinen großherzigen, gastfreundlichen Bewohnern mit einem weinenden Auge und ungewohntem Luxus in einer vierer Kabine statt im 42er Abteil. Doch die Aufregung ist groß, sie wächst in der 3 h dauernden Grenzkontrolle ins Unermessliche, das zweite Auge lacht: Traumland der drei Gramms, Mongolei, wir kommen!!!15.08.2018
Hier findest du alle Infos und laufende Reiseberichte zu Veras Weltreise 2018.
Zur Kategorie around the world
Schlagworte: #veragramm
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Hi, ich bin Jenny. 3-fach Mama und Kinder-Ernährungsexpertin. Ich liebe gutes Essen, aber hasse es, kompliziert zu kochen. Daher findest du auf meinem Foodblog schnelle und einfache Rezepte für Kinder und die ganze Familie.
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