Wüste Gobi mit Kind

Wüste Gobi mit Kind

Erfahrungsbericht unserer Backpacker über ihre Tour auf eigene Faust durch die Wüste Gobi zwischen Mongolei und China

Nachts auf dem Boden einer Yurte, bei Menschen, die wir am Brunnen trafen und nach dem Weg fragten: unsere Reise bleibt aufregend und unvorhersehbar.

Wir mieten einen russischen Van, der mit einem unglaublich lieben, kaum französisch, nicht englisch sprechenden Fahrer daherkommt. Weniger touristisch geht es kaum, dafür gibt es jede Menge vergorene Stutenmilch, getrockneten Quark, harten Boden und unversöhnlich kalte Nächte. Um sie herumzubekommen, fange ich an Blödsinn zu dichten und habe am nächsten Morgen, geweckt von dem Wärme spendenden, knistrig-feurigem Kuhdung, alles bis auf die Quatschzeile Am Jurtenboden liegend, erscheint der Mond so hell, am Jurtenboden liegend, wird kalt die Nase schnell vergessen.

Wüste Gobi Bus und Schlaf

Auf den Fahrten südlich und immer südlicher, an gepuderzuckerten Bergketten, dem Zorgol Khairkhan in der Tuw Provinz, vorbei auf schlingrig-glitschigen, schneenassen Straßen geht es auf in warme, sonnenverwöhnte Tage und bitterkalte Nächte.

Wir melken Ziegen, helfen einen Brunnen zu reparieren, fahren zu zweit, dritt, viert Motorrad, lassen die Peitsche schwingen und bringen die Bullenherde auf Trab: wir lieben die Stille, nur unterbrochen von Satellitenfernsehern in den Jurten, die Weite, die Unendlichkeit, die Zwanglosigkeit der Gastfreundschaft und die Zeit ohne Verpflichtungen. Das Essen lieben wir leider immer noch nicht.

Ich liebe es unter den Tieren zu sein, hier auf dem Land möchte ich immer leben. tönt unserer Räubertochter und fällt abends vor lauter Ziegen treiben, Zicklein führen, Pferde streicheln, Ziesel suchen, einen Bauch voller russischer Bonbons in ihren Schlafsack.

Ziegen hüten Gobi

Auf den Fahrten während unserer Picknicks oder diversen Besuchen bei befreundeten Familien des Fahrers Jack (oder nach dem Weg fragend) verbringen wir unsere Zeit mehrere Stunden täglich in den aktuellen Fantasiewelten: Harry Potter mit Papa, Bauernhof mit Yaks, Kamelen, Pferden, Ziegen, Schafen, Hühner, Zieseln, etc. mit Mama.

Eingeladen zum gesalzenen Tee schauen wir mongolisches Ringen, eine mir sich nicht erschließende Sportart. Die Hausherrin leckt währenddessen genüsslich das Gehirn aus dem Ziegenkopf. Ich kann mir nicht helfen: mit offenem Mund starre ich sie an, doch sie lacht ob der unerfahrenen Touristin. Abends habe ich gleich einen weiteren Grund ungläubig zu starren: Mein Mann hilft beim Schlachten dreier Schafe. In der Mongolei ein schnelles und unblutiges Töten glücklicher, immer frei lebender Tiere. Die Aorta wird mit der Hand zerrissen. Töchterlein ist sehr interessiert, die Organe werden bestaunt, die Größe des Magens überrascht mich und dann darf ich mit den Frauen den Darm spülen: eine geruchsintensive, dreckig-spritzige Arbeit. Der Darm wird mit Blut gefüllt und gekocht; bei uns gibt’s Reis mit Tomatensoße. Linkisch schleicht an unserem Autofenster ein süßer, kleiner Fuchs vorbei.

Wir erstürmen den 300 m hohen Gipfel der längsten und höchsten Sanddüne, Khongor, der Mongolei: 180 km ist sie lang, zwischen 2 und 12 km breit. Der Ausblick ist atemberaubend, wir kullern, rennen, fallen die schindelerregend senkrechten Dünenhänge hinab. Direkt daneben schlängelt sich ein ausgetrocknetes Flussbett, vereinzelte Bäume säumen den Weg. Gemütlich schaukeln wir auf zweihöckrigen Kamelen dahin.
Sanddüne Khongor Mongolei

Bei den Flamming Cliffs, Bayanzag, wandern wir durch Seoxwälder und die Klippen entlang. Hier wohnen wir in einer echten Toursitenjurte mit Betten und Decken für uns und erwarten unsere erste warme Nacht bis uns der Skorpion unter dem Ofen aus dem Konzept bringt: Wagemutig rette ich unsere Familie.

Wir sehen die White Stupa Felsformationen, leuchtend bunt in rosa, lila und rot durch unterschiedliche Mineralstoffe. Wir bewundern Flechten in allen erdenklichen Grüntönen: von neon bis ockergelb, wir lieben die kargen Sträucher, die sich in den Herbstfarben orange über rot zu lila färben.

White Stupa Gobi

Wir durchwandern Klosterruinen in Baga gazriin chulun und holpern uns den Weg zu Familien. Wir streicheln Kamele, staunen über das Melkgeschick und den guten Geschmack von Kamelmilchtee und Kamelmilchschnaps. Die Wüste ist so bunt, so reich, so vielfältig wie das Leben.



Grüne Wüste Gobi

Wir fahren durch Schnee und Hagelstürme, laufen während Gewitter in seltsam anmutendem, fahlem Licht durch den Yol Canyon im Gobi Gurvan Saikhan Nationalpark und genießen die Zeit zu dritt in Gästejurten. Denn gemeinsam mit einer Familie zu schlafen ist aufregend und gibt uns einen Einblick in das traditionelle Leben, ist jedoch auch anstrengend: Privatssphäre hat hier einen anderen (keinen) Stellenwert. Meist gibt es keine Plumpsklos, Hinterlassenschaften werden schnell erledigt und verscharrt, wir schlafen gemeinsam mit einer vierköpfigen Familie und deren Freunden auf dem 3 m breiten Jurtenboden; rülpsen, schlürfen, pupsen sind menschliche Bedürfnisse, die keinen stören.

Leben in der Wüste Gobi

Das Leben erscheint uns mehr als basic: Nie wird im Bett gelümmelt, dort ist man um zu schlafen, daher auch keine weichen Matratzen, nur der harte Boden und eine Kameldecke. Nie ist es zu warm, nur um es kuschelig zu haben: das bedeutet mehr Arbeit. Das Essen ist reichhaltig und kalorienreich, gegessen wird, um Kraft zu haben. Nur für Alkohol und westliche Süßigkeiten (Cola, Chips) gilt dies nicht: die Zähne vieler Jurtenbewohner sind rabenschwarz oder kaum vorhanden.

Diese Rundtour war eine der abenteuerlichsten unserer bisherigen Reise, nun freuen wir uns auf Duschen, fließendes Wasser in Ulaanbaatar und unseren ersten Reisevortrag vor Tourismusmanagementstudenten an der Universität Ulaanbaatar.

Buchtipp In geheimer Mission durch die Wüste Gobi*


03.10.2018
Hier findest du alle Infos und laufende Reiseberichte zu Veras Weltreise 2018.

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Hi, ich bin Jenny. 3-fach Mama und Kinder-Ernährungsexpertin. Ich liebe gutes Essen, aber hasse es, kompliziert zu kochen. Daher findest du auf meinem Foodblog schnelle und einfache Rezepte für Kinder und die ganze Familie.

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