Palmöl – Schlemmereien auf Kosten der Natur??

Palmöl: ungesund und klimaschädlich

Wusstet ihr schon, dass der Anbau von Ölpalmen in großem Maße negativ zum Klimawandel beiträgt und dass Palmöl krebserregend und genmutierend wirkt?

Während es vor 20 Jahren in Deutschland noch recht sporadisch verbreitet war, ist es aktuell in jedem zweiten Produkt aus dem Supermarkt enthalten. Es macht Brotaufstriche wie Nutella wunderbar cremig und lässt Schokolade zart im Mund schmelzen. Aber zu welchem Preis?

Mit diesem Artikel möchte ich euch über Palmöl informieren und zum Nachdenken anregen.


Inhalt

Was ist Palmöl

Palmöl ist mit 30% Marktanteil das am häufigsten genutzte Pflanzenöl weltweit. Das Pflanzenöl wird aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme hergestellt. Daneben gibt es noch das Palmkernöl, für das die Kerne der Ölpalme genutzt werden.

Was ist Palmöl?

Ölpalmen sind sehr nutzbringende Pflanzen, die kostengünstig in großen Mengen angebaut werden können und 3x so ertragreich wie Raps sind, wobei sie nur 1/6 der Fläche von Sojapflanzen benötigen. Ursprünglich stammt die Ölpalme aus Afrika - sie wird jedoch in den letzten Jahren in großem Umfang entlang des Äquators kultiviert. Da die Ölpalme die tropischen Bedingungen für ein gutes Wachstum braucht, werden seit Jahren große Flächen Regelwald gerodet um neue Plantagen anzulegen. Dabei entstehen verschiedene Probleme:

Negativer Beitrag zum Klimawandel

Die Regenwaldgebiete haben mit ihren Bäumen und Torfmooren über Jahrtausende große Mengen an Kohlenstoff gespeichert. Werden diese Wälder nun gerodet, wird der gespeicherte Kohlenstoff als Kohlenstoffdioxid (CO2) freigesetzt. CO2 wiederum ist eines der bedeutendsten Treibhausgase, das maßgeblich zum Klimawandel in Form der Erderwärmung beiträgt.

Zur Verdeutlichung: Indonesien ist eines der größten Herkunftsländer von Palmöl und nach China und den USA der drittgrößte CO2-Sünder weltweit!

Brandrodung Regenwald CO2

Ausrottung verschiedener Tier- und Pflanzenarten

Durch die (Brand-)Rodung großer Regenwaldgebiete verlieren jeden Tag viele Tier- und Pflanzenarten ihre Heimat. Nur sehr wenige Arten schaffen es, sich an die veränderten Umweltbedingungen anzupassen - viele andere verschwinden für immer von unserem Planet Erde.

Auch unsere nächsten Verwandten - die Menschenaffen sind vom Aussterben bedroht, denn ihr zu Hause sind die tropischen Regenwälder. Ihre Population ist bereits um 60% zurückgegangen.

Orang-Utan Klimawandel Regenwald

Einheimischen und Ureinwohnern wird die Lebensgrundlage genommen

Über viele Jahrtausende war der Regenwald die Heimat für Ureinwohner und die Lebensgrundlage für Einheimische. Durch die Abholzung werden den Menschen vor Ort nun ihr zu Hause und die Basis für ihr Leben genommen. Enteignungen geschehen meist entschädigungslos, so dass die Bauern nach der Rodung mit ihren Familien vor Ort unter sehr schlechten Verhältnissen leben und aus ihrer alten Heimat vertrieben werden.

Palmöl ist krebserregend und wirkt genmutierend

Palmöl besteht zu 49%, Palmkernöl sogar zu 80% aus gesättigten Fettsäuren.

Bei der Verarbeitung des Palmöls entstehen Fettsäurefester (Glycidyl-Fettsäureester GE, 3-MCPD-Fettsäureester und 2-MCPD-Fettsäureester), die von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) und der WHO als krebserregend und genmutierend beim Menschen eingeschätzt werden (vgl. Risiko Palmöl).

Diese Fettsäureester kommen zwar auch in anderen Ölen vor, doch ist die Menge in Palmöl überdurchschnittlich hoch. Während Palmöl 2955 Mikrogramm Glycidol je Kilogramm enthält, folgt Sonnenblumenöl erst mit 269 Mikrogramm je Kilogramm.

Zum aktuellen Zeitpunkt (11/2017) gibt es in Europa noch keine Grenzwerte für Fettschadstoffe, eine Richtlinie ist jedoch in Planung. Die Frage ist allerdings, ob das viel bringt. Jedes einzelne schädliche Fettmolekül kann bereits Krebs auslösen - mit der Menge steigt nur die Wahrscheinlichkeit.

Warum ist Palmöl so beliebt?

Palmöl ist günstig und lässt sich sehr gut verarbeiten. Es ist hitzebeständig, fest bei Raumtemperatur und schmilzt bei Körpertemperatur. Kennt ihr den Geschmack von Eiskonfekt, das auf der Zunge schmilzt? Dieser cremige Effekt wird durch Palmöl hervorgerufen. Palmöl ist geschmacksneutral, vielseitig einsetzbar und erhöht die Haltbarkeit von Lebensmitteln.

Wofür wird Palmöl genutzt?

70% in der Ernährung

Palmöl befindet sich heutzutage in fast jedem zweiten Supermarktprodukt.

Es wird sehr gern für Kakaoglasuren, Eiskonfekt, Schokoriegel, Chips, Eiscremeüberzüge und Schokoaufstriche genutzt. Außerdem kommt es in Margarine, Knuspermüslis, Fertigsuppen und -saucen, Keksen und Fertigbackwaren zum Einsatz. Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Schaut euch selbst mal eure Lieblingsprodukte an - ihr werdet entsetzt sein, wo überall Palmöl verwendet wird.

Palmöl in Lebensmitteln wie Nutella

Palmöl in Säuglingsmilch

Säuglingsmilch wird sehr oft mit Palmöl angereichert, da Palmöl Palmitinsäure enthält, die auch reichlich in Muttermilch vorkommt und für das Baby notwendig ist. Dass das Baby dann aber auf seine Körpergröße gemessen überdurchschnittlich viele schädliche Fettsäureester aufnimmt, verschweigen die meisten Hersteller. Je nach Zusammensetzung beinhalten die verschiedenen Babymilchsorten schädliche Inhaltsstoffe die um das 10-fache höher sind als die als unbedenklich eingeschätzten Mengen.

Leider sind Mütter, die nicht stillen können, auf spezielle Säuglingsmilch angewiesen, denn nur diese Produkte garantieren eine optimale Zusammensetzung die das Baby für sein Wachstum braucht. Es gibt keine Möglichkeit Babymilch selber herzustellen!

Auf Grund der Brisanz des Themas forschen aber immer mehr Hersteller danach, Palmöl in der Säuglingsmilch zu ersetzen.

25% Nutzung als Kosmetik, Wasch- und Reinigungsmittel

Kerzen, Waschmittel, Seifen und Duschbad - Palmöl ist in vielen Produkten unseres täglichen Bedarfs verarbeitet. Ihr findet es hier unter Bezeichnungen wie Sodium Lauryl Sulfoacetate, Cetyl Palmitate, Coconut Butter Equivalent, Lauroyl Lysine und vielen weiteren Begriffen. Da es unmöglich ist, sich alle synonym verwendeten Begriffe zu merken, empfehle ich euch die kostenlose App der Webseite codecheck.info. Mit Hilfe der App CodeCheck für Ernährung und Kosmetik könnt ihr eure Produkte scannen und in Sekundenschnelle herausfinden, ob sie Palmöl enthalten.

5% Nutzung als Bio-Energie

Palmöl wird als Biokraftstoff genutzt, da es auf Grund seiner Eigenschaften eine sehr gute Öko- und Energiebilanz bietet und da es sich bei der Ölpalme um einen nachwachsenden Rohstoff handelt. Wenn für die Erzeugung eines Biokraftstoffs allerdings bestehende „Klimaschützer” wie der Regenwald gerodet werden müssen, dann ist die Sache mehr als paradox.

Das RSPO-Gütesiegel - bio-zertifiziertes Palmöl?

Das RSPO-Gütesiegel ist derzeit das bekannteste Gütesiegel für nachhaltiges Palmöl. Leider hält es nicht wirklich was es verspricht, denn die Vereinbarungen sind recht schwammig und werden nicht von unabhängiger Seite kontrolliert. Zu den Mitgliedern des RSPO gehören Akteuere, die entlang der Lieferkette des Palmöls tätig sind und die überwiegend davon profitieren.

Zu den Vereinbarungen zählt, dass Primärwälder nicht gerodet werden dürfen. Primärwälder sind Regenwaldgebiete, die noch völlig unberührt sind. Beim Großteil der Regenwaldgebiete handelt es sich aber bereits um Sekundärwälder.

Fair-Trade Bio-Palm-Öl

Es gibt eine sehr kleine Menge Palmöl, die tatsächlich auf eine nachhaltige Art und Weise produziert wird. Beispielsweise in Ghana und Ecuador - den Ursprungsländern des Palmöls - bauen Kleinbauern neben anderen Pflanzen auch Ölpalmen an, für das sie von verschiedenen Unternehmen faire Preise erhalten. Es handelt sich hierbei nicht um Monokulturen, es wird kein Regenwald für den Anbau gerodet und die Bauern leben unter guten Bedingungen und werden mit Weiterbildungen unterstützt.

Kann man Palmöl ersetzen?

Leider gibt es keinen natürlichen Rohstoff, mit dem man alle Eigenschaften des Palmöls wirklich ersetzen kann. Wenn man beispielsweise zartschmelzende Schokoglasur möchte, dann muss man den Palmöl-Verzehr in Kauf nehmen. Würde Palmöl als Zutat in allen Lebensmitteln durch andere Öle ersetzt, wäre das für das sogar Klima noch schädlicher. Das liegt daran, dass kein anderes Öl so effizient wie Palmöl angebaut werden kann - für andere Sorten bräuchte man viel mehr Platz und Rohstoffe.

Was kann ich tun

Der Tropfen höhlt den Stein

Gemäß dem Motto „der Tropfen höhlt den Stein” kann ein Jeder von uns zum Klimaschutz und der Arterhaltung beitragen. Die Lösung ist ganz einfach: wir sollten bewusster und maßvoller in unserem Umgang mit Lebensmitteln und Drogerieartikeln sein. Wenn wir ganz ehrlich sind, müssen wir doch zugeben dass Süßigkeiten und co. heutzutage nichts Besonderes mehr sind. Dabei ist weniger oft mehr. Ein gutes Stück Schokolade oder selbstgemachte Energiekugeln schmecken viel besser wenn man sie genießt, als wenn man wahllos alles Mögliche in sich hineinstopft.

Leider ist es so, dass es einfacher und günstiger ist sich ungesund zu ernähren, als auf die Umwelt und die eigene Gesundheit zu achten. Mit meinem Wissen über das Palmöl schmeckt mir nun aber leider kein Kinder Bueno mehr, das ich vorher noch ab und zu statt Kuchen gekauft habe. Auch Nutella gab es alle 2 Wochen mal am Wochenende bei uns zu Hause - das ist nun im Müll gelandet, denn ich habe ein ganz schlechtes Gefühl wenn sich meine Kinder morgens damit „stärken”.

Selbermachen! Dann bestimmst du was drin ist

Es gibt viele Möglichkeiten Leckereien wie Cracker, Kekse oder Müsli selber zu machen. Ja, das ist aufwendiger als der schnelle Kauf im Supermarkt und die Konsistenz meines selbstgemachten Schokoaufstrichs kommt auch bei weitem nicht an Nutella heran, aber dafür kann ich ihn guten Gewissens essen.

Empfehlen möchte ich euch an dieser Stelle auch folgende Bücher:

Selber machen statt kaufen - Küche: 137 gesündere Alternativen zu Fertigprodukten, die Geld sparen und die Umwelt schonen*

Fünf Hausmittel ersetzen eine Drogerie: Einfach mal selber machen! Mehr als 300 Anwendungen und 33 Rezepte, die Geld sparen und die Umwelt schonen*.

Vorbildfunktion

Als Eltern haben wir eine Vorbildfunktion. Klimaschutz wird für unsere Kinder noch sehr viel wichtiger sein, als er für uns jetzt schon ist, denn sie werden die Folgen der Erderwärmung am eigenen Leib zu spüren zu kommen. Das klingt dramatisch? Ist es leider auch. Indem ich meinen Kinder vorlebe, dass ich bei unseren Einkäufen genau auf die Zutaten achte und nicht blind alles kaufe, was die Globalisierung uns bietet, lernen sie das von Klein auf auch für sich selbst. Kinderriegel, Schonbons und co. sind aus unserem Leben nun nicht komplett gestrichen, aber auf MEINER Einkaufsliste nicht mehr zu finden.

Beim Einkaufen schaue ich mir die Zitatenliste immer genau an und habe in den letzten Wochen festgestellt, dass es immer mehr Produkte ohne Palmöl gibt. Es scheint sich also etwas in den Köpfen der Hersteller zu bewegen und ich bin sicher, dass Artikel wie dieser einen kleinen Teil dazu beitragen.

Naschen ohne Palmöl Alternativen
Beispiele für Lebensmittel ohne Palmöl

Wissen teilen

Für die Recherche zu diesem Artikel habe ich mich tagelang sehr intensiv mit Thema Palmöl beschäftigt. Mein Anliegen ist es nun, euch das Thema auf einfache und verständliche Weise nah zu bringen. Wenn ihr bis hierher gelesen habt, dann ist mein Ziel eigentlich schon erreicht: ihr habt euch auch mit diesem Thema beschäftigt und ich habe euch hoffentlich auch zum Nachdenken erreicht. Wenn ihr diesen Artikel nun noch mit Freunden und Bekannten teilt, dann tragt auch ihr dazu bei, die Gesellschaft ein kleines bisschen mehr aufzuklären.

Palmöl boykottieren

Petition Palmöl verbieten

Literaturhinweise

https://de.wikipedia.org/wiki/Palmöl
abenteuer-regenwald.de
regenwald.org
abenteuer-regenwald.de
Palmöl regt Tumorwachstum und Metastaenbildung an Palmöl bei spektrum.de

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Hi, ich bin Jenny. 3-fach Mama und Kinder-Ernährungsexpertin. Ich liebe gutes Essen, aber hasse es, kompliziert zu kochen. Daher findest du auf meinem Foodblog schnelle und einfache Rezepte für Kinder und die ganze Familie.

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Kommentare

Christine Schönemann (27.11.2023)
Sehr gute Infos, verständlich und präzise!

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